Bedarfsermittlung inklusiv – Was Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe und der Eingliederungshilfe voneinander lernen können
Ausgangspunkt für den ersten vertieften Fachdiskurs „Wissenschaft und Praxis im Dialog“ bildet die durch das BTHG angestoßene Veränderung in der Bedarfsermittlung bei Kindern und Jugendlichen mit (drohenden) Teilhabebeeinträchtigungen.
Die Ermittlung des individuellen Bedarfs ist entscheidend für die Qualität, den Verlauf und den Erfolg des gesamten Hilfeprozesses – für Kinder und Jugendliche, die von Teilhabebeeinträchtigungen bedroht oder betroffen sind, bildet sie eine wesentliche Voraussetzung für eine gleichberechtigte Teilhabe an unserer Gesellschaft. Teilhabeleistungen haben einen unmittelbaren Einfluss auf ihren Lebensverlauf und ihre weiteren Chancen zur Gestaltung ihres Lebens. Ihre Beteiligung im Rahmen der Bedarfsermittlung ist für sie – wie auch ihre Familie – existenziell bedeutsam. Daher braucht eine individuelle Bedarfsermittlung auch den vertrauensvollen Dialog zwischen Fachkräften und den leistungsberechtigten Kindern, Jugendlichen und Familien.
Aktuell herrscht in den einzelnen Kommunen noch ein recht heterogener Umsetzungsstand, was den Einsatz von Instrumenten, Verfahren und die Gestaltung des Gesprächssettings anbelangt. Auf fachpolitischer Ebene diskutiert wird vor allem, wie die Bedarfsermittlung gesetzeskonform umgesetzt werden kann. Dabei gerät aus dem Blick, dass die Bedarfsermittlung mehr umfasst als die Entwicklung, Implementierung und Anwendung von neuen Instrumenten und Verfahren.
Sowohl in der kommunalen Kinder- und Jugendhilfe als auch in der Eingliederungshilfe/Behindertenhilfe existieren wertvolles Wissen und umfangreiche Erfahrungen im Bereich der Bedarfsermittlung, die ausgetauscht werden sollten. Und auch auf der wissenschaftlichen Ebene gibt es Erkenntnisse, die für das kommunale Handeln vor Ort fruchtbare Impulse liefern können.
Vor diesem Hintergrund lädt das Dialogforum „Bund trifft kommunale Praxis – inklusive Kinder- und Jugendhilfe aktiv miteinander gestalten“ Sie ein, u.a. folgende Fragen gemeinsam zu diskutieren:
- Wie können der personenzentrierte Blick aus der Eingliederungshilfe und der stärker systemische Blick aus der Kinder- und Jugendhilfe im Rahmen der Bedarfsermittlung miteinander verknüpft werden?
- Wie können die Verfahren zur Bedarfsermittlung so organisiert werden, dass Stigmatisierung und unnötige Besonderung vermieden werden?
- Wie können Bedarfsermittlungsverfahren der kindlichen Entwicklung gerecht werden und Möglichkeiten zu ihrer Beteiligung im Verfahrensprozess eröffnet werden?
- Inwiefern ermöglicht die Nutzung eines auf der ICF-CY aufgebauten Instruments zur Bedarfsermittlung die Verbindung von Personenzentrierung und systemischer Perspektive mit Blick auf die Bedarfe von Kindern und Jugendlichen?
- Welche Aspekte/Verfahrensschritte/Perspektiven aus der Kinder- und Jugendhilfe und aus Eingliederungshilfe/Behindertenhilfe sollten Eingang in die Bedarfsermittlung der Zukunft nehmen? Was sollte zukünftig vermieden werden? Wie können wir das realisieren?