Inklusive sozialraumorientierte Kinder- und Jugendarbeit - ein Modellprojekt im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald ist ein Flächenlandkreis mit über 257.000 Einwohner/inne/n in 50 Städten und Gemeinden rund um die Stadt Freiburg im Südwesten von Baden-Württemberg. 1. Projektidee Das Projekt „Inklusive sozialräumliche Kinder- und Jugendarbeit“ orientierte sich am Lebensraum junger Menschen. Dies ist im ländlichen Raum in der Regel die Heimatgemeinde oder ein Ortsteil. Aufgrund der Beschulung an zentralen Sonderschulen verbringen aber viele Kinder und Jugendliche mit Behinderung einen großen Teil des Tages, auch ihrer Freizeit, nicht in ihrer Heimatgemeinde. Um Gelegenheiten zu schaffen, den eigenen Sozialraum zu erobern, sollte im Rahmen des Projektes gezielt die Begegnung mit unterschiedlichen Menschen in der Heimatgemeinde ermöglicht und Freizeitangebote für alle junge Menschen geöffnet werden. 2. Projektumsetzung und -aktivitäten Neben dem Landratsamt waren fünf Kreisgemeinden und ein Träger aus dem Landkreis, die Diakonische Initiative "unBehindert miteinander Leben", am Projekt beteiligt. Hier war eine für Beratung und Unterstützung zuständige Projektmitarbeiterin mit einem Teilzeitdeputat angestellt. Sie unterstützte sowohl die Teilprojekte in den Gemeinden als auch die koordinierenden, übergeordneten Tätigkeiten auf Landkreisebene. In einer Projektgruppe wurde das Vorhaben reflektiert, begleitet und weiterentwickelt. In der Projektgruppe waren Mitarbeiter/innen aus den Teilprojekten, dem Landratsamt und der Diakonischen Initiative vertreten.
In den beteiligten Gemeinden wurden Aktivitäten einer inklusiven Kinder- und Jugendarbeit erprobt. So wurde beispielsweise in der Gemeinde Bötzingen, in Kooperation mit den örtlichen Vereinen, ein inklusives Ferienprogramm entwickelt. In der Stadt Heitersheim entstand die Freizeitgruppe „All inklusiv“ für Kinder und Jugendliche mit und ohne Handicap. Zusätzlich wurden verschiedene Methoden der Sozialraum- und Lebensweltanalyse angewandt. Ziel dieser Erkundungen war es, die Perspektiven und Anliegen der Kinder und Jugendlichen kennenzulernen, in deren Lebenswelt einzutauchen und mit deren Blickwinkel mögliche Barrieren zu erkennen. 3. Projekterfahrungen Zum Projektstart zeigte sich, dass bei einzelnen Vereinen oder Gruppen Kinder und Jugendliche mit und ohne Handicap bereits teilhaben konnten. Meist erfolgt dies über persönliche Beziehungen. Das Projekt ergab, dass die Bereitschaft, Angebote künftig inklusiv zu gestalten, groß ist, aber auch, dass es großen Unterstützungsbedarf gibt, um Angebote der Kinder- und Jugendarbeit zu öffnen. Insbesondere braucht es Informationen, wie mit behinderten jungen Menschen umgegangen werden kann und wie ein Angebot inklusiv gestaltet werden kann. Folgende Aspekte sind aus den Erfahrungen des Projektes heraus hilfreich, um das Angebot im Sozialraum zu erweitern.
4. Finanzierung Das Projekt wurde als Modellprojekt der Jugendhilfe durch den Kommunalverband Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS - Landesjugendamt) gefördert. Das Landratsamt und die beteiligten Gemeinden leisteten ebenfalls einen eigenen Beitrag. 5. Evaluation Jürgen Dangl und Prof. Helmut Schwalb wurden für die Projektberatung und Evaluation gewonnen. Das Projekt wurde regelmäßig begleitet und anhand von Interviews evaluiert.
|
Martin Geserich
Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald
Kreisjugendreferent
Stadtstraße 2, 79102 Freiburg
Telefon: 0761-21872512
E-Mail: Martin.geserich@lkbh.de
Martin Geserich, Jana Ibscher, Bernd Pflüger (2017): „Inklusive sozialraumorientierte Kinder- und Jugendarbeit“. Bericht über ein Modellprojekt im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. In: Unsere Jugend, 5/2017, S. 220-226 Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald (2016): Projekt: "Inklusive sozialraumorientierte Kinder- und Jugendarbeit im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald" - Abschlussbericht. In: http://www.breisgau-hochschwarzwald.de/pb/Breisgau-Hochschwarzwald,Lde/Start/Familien+_+Bildung/Inklusion.html, 16.01.2017
Das Projekt „Inklusive sozialräumliche Kinder- und Jugendarbeit“ wird von unserer Seite als erfolgreich bewertet. Auch wenn eine Teilhabe von Kindern und Jugendlichen an Angeboten der Jugendarbeit in der Breite immer noch eine visionäre Vorstellung ist und die meisten Kinder und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen in Sonderwelten leben und lernen, sind viele wichtige Schritte durch das Projekt in Gang gekommen. Das Thema wurde in die Jugendarbeit getragen und dort wurde für eine inklusive Praxis geworben und sensibilisiert. Durch inklusive Angebote ist Teilhabe möglich geworden und es wurden Erfahrungen für die Zukunft gewonnen.