Praxisbeispiel | Das Geschwisterhaus PETRA: Die beste Lösung im schlimmsten Fall

Das Geschwisterhaus PETRA: Die beste Lösung im schlimmsten Fall

Das Geschwisterhaus PETRA: Die beste Lösung im schlimmsten Fall

In Deutschland werden jährlich 50.000 Kinder in Obhut genommen – sehr häufig sind es Geschwisterreihen, die schnellstens aus einer krisenhaften Situation befreit werden müssen. Kinder unter 6 Jahren werden in der Regel in Bereitschaftspflegefamilien untergebracht; für ältere Kinder und Jugendliche gibt es Inobhutnahmegruppen. Da sowohl stationäre Einrichtungen als auch Bereitschaftspflegefamilien regelmäßig an ihre Grenzen stoßen, wenn ad hoc eine größere Anzahl an Geschwisterkindern aufgenommen werden muss, wurde das Konzept des „Geschwisterhauses“ entwickelt. Mit ihm wird der von Deutschland ratifizierten UN-Kinderrechtskonvention entsprochen, die besagt, dass Geschwisterkinder in Notsituationen gemeinsam untergebracht werden müssen. Im schlimmsten Fall - der Trennung von Eltern und Kindern - haben die Kinder dann die Möglichkeit, die Zeit der Krise gemeinsam mit ihren Geschwistern zu bearbeiten und bestmöglich zu bewältigen. Darüber hinaus ist mit dem Geschwisterhaus auch das Anliegen verbunden, neue Wege in der Geschwisterbetreuung aufzuzeigen.

Im Geschwisterhaus des Projekts PETRA werden 10 Plätze für Geschwisterreihen ab 3 Kindern vorgehalten. Das Haus ist an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr geöffnet. Der Versorgungsauftrag wird überregional wahrgenommen. Das Haus bietet die Möglichkeit, die Kinder in kleinen familiären und wohnlich eingerichteten Bereichen zu betreuen. Dazu stehen 11,5 Mitarbeiter*innen mit langjähriger Berufserfahrung und fachspezifischer Expertise, eine Hausleitung sowie weitere Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen (Sozialpädagogik, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychologie aber auch Medizin, wie etwa Säuglingsschwestern) zur fakultativen Unterstützung des Teams bereit. Die Kolleg*innen aus der Diagnose- und Clearing-Abteilung unterstützen alle Einrichtungen des Trägers PETRA bei der Analyse und Exploration der Krisensituation und helfen, gute Lösungsansätze zu entwickeln und Entscheidungsprozesse zu beschleunigen.

Eine wesentliche Prämisse des Trägers liegt auf einer möglichst kurzen Verweildauer der Kinder in der Einrichtung (maximal 8 Wochen) und einer entsprechend zügigen Klärung der Anschlussperspektiven. Dafür erhält das Team zusätzliche Unterstützung durch zwei Psycholog*innen. Dennoch ist aufgrund der besonderen Lebenssituation der Herkunftseltern die Frage nach einer späteren Rückführungsmöglichkeit für die Kinder nur selten leicht zu beantworten. Und auch weil es an Anschlussmöglichkeiten zur Unterbringung für Geschwisterreihen ab 3 Kindern mangelt, lässt sich die Zieldauer von 8 Wochen zur Klärung der Krise nicht immer einhalten.

Das Geschwisterhaus PETRA wurde im Jahr 2020 eröffnet und läuft unbefristet.

Das Haus soll ca. 60 Kinder pro Jahr beherbergen, der aktuelle Tagessatz liegt bei 365 Euro. Die Finanzierung erfolgt auf Basis des SGB VIII.

Die Arbeit im Geschwisterhaus PETRA wird fortlaufendend und systematisch durch die unabhängige Forschungsgruppe des Projekts PETRA evaluiert. Ein erster Bericht wird im Jahr 2023 vorliegen.

Dr. Peter Büttner (Geschäftsführer) 
Projekt PETRA GmbH & Co KG. 
Ziegelhütte 2 
36381 Schlüchtern 
E-Mail: info@projekt-petra.de

Das Geschwisterhaus PETRA schließt eine Versorgungslücke. Das Projekt ist methodisch innovativ, insofern es interdisziplinär aufgestellt ist und dadurch ein optimales Hilfeangebot vorhält.

Region
Darmstadt
Bundesland
Hessen
Stand der Informationen
4.4.2023